Weiterführende Untersuchungsmethoden

In einem ersten Patientengespräch – der Anamnese – und ggf. mit Hilfe hinzugezogener Patientenfragebögen lernen wir Sie und Ihren gesundheitlichen Zustand kennen. In einer umfassenden körperlichen Untersuchung erheben wir Befunde, aus denen unter Umständen weiterführende Untersuchungen resultieren. Mithilfe gezielt eingesetzter Untersuchungsmethoden wie der Messung der Hirnströme, Nervenleitgeschwindigkeiten oder einer Doppleruntersuchung der Blutgefäße wird die Diagnose gesichert und im Anschluss eine leitliniengerechte Therapie eingeleitet.

Wann wird ein EEG durchgeführt?

Die abgeleiteten EEG-Kurven des gesunden Gehirns weisen ein charakteristisches Muster auf. Abweichungen von diesem Muster können Hinweise auf bestimmte Erkrankungen sein. Ein EEG wird bei Epilepsie, Kopfschmerzen, Entzündungen des Gehirns, Ohnmachtsanfällen, Veränderungen der Gedächtnisleistung und der Einnahme bestimmter Medikamente durchgeführt.

So wird die elektrische Aktivität des Gehirns mit einem Elektroenzephalogramm (EEG) gemessen

Der Patient sitzt auf einem bequemen Stuhl. Er bekommt eine Haube auf den Kopf gesetzt, über die kleine Metallplättchen (Elektroden) auf bestimmte Punkte der Kopfhaut platziert werden. Um einen guten Kontakt zwischen Elektrode und Kopfhaut herzustellen, wird Gel verwendet, das sich problemlos aus den Haaren herauswaschen lässt. Zwischen jeweils zwei Elektroden werden elektrische Spannungsunterschiede gemessen. Über ein spezielles Gerät werden diese verstärkt und als Kurven aufgezeichnet.

Unsere Mitarbeiterin sagt Ihnen, wann Sie bzw. Ihr Kind während der Untersuchung Ihre Augen schließen oder öffnen sollen. Eventuell werden Sie bzw. Ihr Kind aufgefordert, schneller zu atmen oder in ein flackerndes Licht zu schauen. Die aufgezeichneten Stromkurven werden durch Ihren Arzt ausgewertet. Die Untersuchung dauert ca. 20 Minuten. Sie ist schmerzlos und kann beliebig oft wiederholt werden.

Frau Schneider platziert die Elektroden für ein EEG an bestimmten Punkten am Kopf einer Patientin
Für die Durchführung eines EEGs positioniert Frau Schneider die Elektroden am Kopf einer Patientin

Manche Veränderungen der Hirnstromkurve lassen sich in einem normalen EEG nicht erkennen. In diesen Fällen wird ein Belastungstest des Gehirns durchgeführt, ähnlich einem Belastungs-EKG auf einem Fahrrad. Durch Schlafentzug können Anfallsmerkmale provoziert und so im EEG sichtbar gemacht werden.

So ist der Ablauf für ein Schlaf-Entzugs-EEG

Wir führen das Schlaf-Entzugs-EEG nach einem sogenannten partiellen (teilweisen) Schlafentzug durch. Das bedeutet, dass Sie bzw. Ihr Kind die zweite Nachthälfte ab 2 Uhr morgens wach bleiben müssen. Am besten beschäftigen Sie sich in dieser Zeit mit konzentrationsfordernden Dingen: lesen Sie ein Buch, spielen Sie Spiele, basteln Sie, machen Sie Hausarbeit. Vermeiden Sie in dieser Zeit Alkohol, Kaffee, Tee und Zigaretten, da diese die Hirnaktivität beeinflussen. Gegen 8 Uhr am folgenden Morgen wird bei uns in der neurologischen Praxis ein EEG abgeleitet.

Schonendes Verfahren mit gleicher Aussagekraft

Bei nahezu gleicher diagnostischer Aussagekraft wird dieses Verfahren als sehr schonend empfunden, vor allem im Vergleich zum vollständigen Schlafentzug, bei dem Sie bzw. Ihr Kind die ganze Nacht wach bleiben müssten.

Bei bestimmten Fragestellungen kann die Ableitung der Hirnstromkurve während des Schlafes bei Kindern notwendig sein. Hierzu nutzen wir entweder den Spontanschlaf des Kindes z.B. während des Mittagsschlafes oder wir fördern das Einschlafen mit Hilfe eines speziellen Schlafsaftes (Melatonin= natürliches Schlafhormon), um dann beim schlafenden Kind ein EEG abzuleiten.

Mit der Elektroneurographie (ENG) wird die Geschwindigkeit gemessen, mit der ein Nerv Informationen weiterleiten kann (Nervenleitgeschwindigkeit). Eine Störung der Nervenleitgeschwindigkeit tritt z. B. bei einer Einengung eines Nervs auf, wie beispielsweise bei einem sogenannten Karpaltunnelsyndrom an einem überlasteten Handgelenk. Auch bei Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes kann es zu einem tauben Gefühl an Armen und Beinen, zu eingeschlafenen Händen und Füßen oder Kribbeln kommen. Auch hier lassen sich Veränderungen der Nervenleitgeschwindigkeiten mit Hilfe der ENG nachweisen.

So wird ein ENG durchgeführt

Für eine Elektroneurographie werden Elektroden auf den betroffenen Muskel aufgesetzt oder ggfs. in ihn hineingestochen. Nachdem der Nerv, der den Muskel versorgt an zwei Stellen elektronisch gereizt wurde, können wir die Geschwindigkeit messen, mit der die Erregung weitergeleitet wird.

Eine Mitarbeiterin misst die Nervenleitgeschwindigkeit und prüft mit minimalen Stromstärken die Funktionsfähigkeit eines Nerven
Bei der Nervenleitgeschwindigkeitsmessung kann mit minimalen Stromstärken die Funktionsfähigkeit eines Nerven überprüft werden

Jeder Reiz am Körper, sei es durch Gespürtes, Gehörtes, Gesehenes oder auch durch Bewegung, löst eine entsprechende Aktivität, ein sogenanntes Potential am Gehirn aus. Diese Potentiale können durch Reizung der Ohren (akustischer Reiz), der Augen (visueller Reiz) oder des Tastsinns (somatosensorischer Reiz) im Gehirn hervorgerufen werden. Die so provozierten elektrischen Impulse nennt man evozierte Potentiale. Sie können ähnlich wie im EEG mit Elektroden am Kopf gemessen werden.

Durchführung visuell evozierter Potentiale (VEP)

Bei der Messung visuell evozierter Potentiale schaut der Patient auf einen Monitor, auf dem die schwarzen und weißen Felder eines sich verändernden Schachbrettmusters zu sehen sind (Muster-Umkehr-VEP). Bei hochgradigen Sehstörungen kann eine Reizung mit Blitz-Impulsen durchgeführt werden (Brillenblitz-VEP). Am Hinterkopf kann das dort eintreffende visuell evozierte Potential abgeleitet werden. Bei Schäden im Bereich des Sehnervs oder der Sehbahn kann es hier sehr frühzeitig zu Auffälligkeiten kommen. Diese Untersuchung wird häufig auch bei der Multiplen Sklerose (MS) eingesetzt.

Durchführung akustisch evozierter Potentiale (AEP)

Für die Messung akustisch evozierter Potentiale hört der Patient über einen Kopfhörer Klicklaute, die zu einem messbaren Hirnpotential führen. Dieses kann seitlich am Kopf abgeleitet werden. Akustisch evozierte Potentiale werden bei Verdacht auf Schädigungen der Hörbahn, des Hörorgans, am Hirnstamm oder bei Schwindelsymptomen genutzt.

Durchführung somatosensorisch evozierter Potentiale (SEP)

Um somatosensorisch evozierte Potentiale zu messen, wird ein Nerv über Hautelektroden stimuliert, was zu einem leichten Kribbeln führt. Wir messen die Zeit, die es dauert, bis der Impuls im Gehirn ankommt. Diese Untersuchung wird bei Gangunsicherheiten oder Gefühlsstörungen im Bereich der Beine zur Erkennung von Veränderungen im Bereich des Rückenmarks eingesetzt.

Mit magnet-evozierten Potentialen werden nicht die zum Gehirn aufsteigenden Impulse (wie bei den evozierten Potentialen) untersucht, sondern die vom Gehirn absteigenden Nervenimpulse. Eine magnetische Entladung über dem Gehirn führt zur Erregung motorischer Zentren im Gehirn. Gemessen wird die Zeit, in der diese Erregung in der Arm- oder Beinmuskulatur ankommt. Die Untersuchung ist absolut schmerzlos und wird beispielsweise bei Bewegungsstörungen oder unklaren Lähmungen angewandt.

Durchführung magnet-evozierter Potentiale

Mithilfe einer Magnetspule, die über das zu untersuchende Hirngebiet gehalten wird, kann das jeweilige Zentrum für eine bestimmte Bewegung erregt werden. Der Erfolg des Reizes am betreffenden Zielmuskel wird mittels Klebeelektrode gemessen. Mit dieser Untersuchungsmethode können wir den Zustand der motorischen Bahnsysteme im Rückenmark beurteilen.

Der Doppler ist ein spezielles Sonographie-Gerät, mit dem Verengungen, Verschlüsse, Ablagerungen oder Fehlbildungen der Blutgefäße sichtbar gemacht werden können. Untersucht werden Arterien am Hals, im Gehirn und an der Schädelbasis.

Eine Untersuchung mit dem Doppler

Für eine Untersuchung mit dem Doppler wird ein Ultraschallkopf auf den Hals oder Kopf des Patienten aufgelegt, der Schallwellen aussendet. Ultraschallwellen sind für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar, aber die festen Bestandteile des Blutes, die roten Blutkörperchen, reflektieren die Schallwellen und senden sie an den Ultraschallkopf zurück, wo sie als Ton wahrnehmbar werden. Der erzeugte Ton ist abhängig von der Flussgeschwindigkeit des Blutes und es lassen sich Rückschlüsse auf den Durchmesser der Blutgefäße ableiten. Mittels (Farb-) Duplex-Sonographie kann auch die Beschaffenheit der Gefäßwände (z. B. Ablagerungen, sog. Plaques) dargestellt werden.

Die Doppler-Sonographie ist gefahrlos anwendbar, schmerzlos und kann beliebig oft wiederholt werden.

Doppler-Sonographie wird eingesetzt bei

  • Schwindel
  • Gedächtnisstörungen
  • Rauchern
  • Patienten mit hohem Blutdruck
  • Stoffwechselstörungen
  • kurzzeitigen Seh-, Sprach- oder Bewegungsstörungen, die Vorboten eines Schlaganfalls sein können (TIA= transitorisch ischämische Attacke)
Dr. Klaus Gehring erklärt einer Patientin den Befund ihrer Halsgefäße während einer Doppler-Sonographie
Doppler-Sonographie der Halsgefäße: Dr. Klaus Gehring erklärt einer Patientin den Befund ihrer Halsgefäße

Die Ultraschalluntersuchung des kindlichen Gehirns kann bei wachen oder schlafenden Neugebo-renen und Säuglingen durch die noch offene Fontanelle erfolgen. Auf diese Weise ist es möglich, ohne Sedierung bzw. Narkose des Kindes das Gehirn zu untersuchen, um Schädigungen, Er-krankungen oder Fehlbildungen frühzeitig und schonend zu erkennen.

Andere Untersuchungstechniken wie z.B. CT oder MRT kommen bei kleinen Kindern nur einge-schränkt in Frage, weil die verwendeten Röntgenstrahlen (CT) für das Kind schädlich sind und beide Untersuchungstechniken bei kleinen Kindern eine Narkose erforderlich machen.

Schädel-Sonographie bei einem Säugling
Schädel-Sonographie bei einem Säugling

Mittels Ultraschallwellen ist es auch möglich, periphere Nerven darzustellen. Veränderungen wie z. B. Nervenschwellungen beim Karpaltunnelsyndrom können sichtbar gemacht werden.

Nervensonografie
Nervensonografie des Handgelenks

Bei einer Lumbalpunktion wird Nervenwasser entnommen. Nervenwasser umgibt das Rückenmark. Die Untersuchung des Nervenwassers kann bei Verdacht auf Entzündungsvorgänge wie Multiple Sklerose, Borreliose, Meningitis usw. notwendig werden.

Durchführung der Lumbalpunktion

Bei der Lumbalpunktion schieben wir nach Betäubung der Haut eine Nadel zwischen zwei Lendenwirbelkörpern bis in den Wirbelkanal vor und entnehmen einige wenige Milliliter Hirnwasser. Verletzungen des Rückenmarks sind ausgeschlossen, da sich an der Stelle, an der wir punktieren, kein Rückenmark mehr befindet.

Diese Untersuchung können wir am liegenden oder sitzenden Patienten vornehmen. Nach der Untersuchung ruhen Sie sich eine kurze Zeit (ca. 1 h) liegend in der Praxis aus. Vor einer Lumbalpunktion erhalten Sie einen gesonderten Aufklärungsbogen und werden in einem Arztgespräch informiert. Eine Gerinnungsstörung des Blutes sollte vorher ausgeschlossen werden. Das Hirnwasser wird zur Untersuchung in Speziallabors versandt.

Die Lumbalpunktion führen wir ab einem Alter von ca. 14 Jahren auch bei Kindern in unserer Praxis durch

Lumbalpunktion
Mittels einer Lumbalpunktion können verschiedene Krankheiten diagnostiziert oder ausgeschlossen werden.

Mit radiologischer Strahlung ist es möglich, kalziumdichte Strukturen wie Knochen darzustellen. Das Röntgen wird in radiologischen Praxen durchgeführt und die Röntgenbilder dem Neurozentrum zur Auswertung zur Verfügung gestellt.

Die Computertomographie ist ein spezielles Röntgenverfahren, das körperliche Gewebe unterschiedlicher Dichte in Schichtaufnahmen darstellen kann. Sie wird beispielsweise zum Nachweis von Hirnblutungen, Knochenveränderungen, zur Darstellung von Organen und Blutgefäßveränderungen eingesetzt. Während der Untersuchung liegen Sie auf einer Liege, die in eine Röhre gefahren wird.

Die Magnetresonanztomographie (MRT), auch Kernspintomographie genannt, stellt die unterschiedlichen magnetischen Eigenschaften körperlicher Gewebe dar. Für diese Untersuchungsmethode werden keine Röntgenstrahlen verwendet, sodass keine Strahlenbelastung entsteht.

Die Magnetresonanztomographie wird insbesondere zur Darstellung des Gehirns und des Rückenmarks eingesetzt. Der Patient liegt wie bei der Computertomographie auf einer Liege, die in eine Röhre eingefahren wird. Während der Untersuchung ist ein von manchen Patienten als unangenehm empfundenes lautes Klopfen zu hören.

Bei kleinen Kindern kann es aufgrund der Länge der Untersuchungsdauer notwendig sein, die Untersuchung in Narkose im Krankenhaus durchführen zu lassen

Die unterschiedlichen Funktionen und die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns kann man mit Hilfe von speziellen Tests überprüfen. Die Testungen finden unter Anleitung einer geschulten Mitarbeiterin in angenehmer Atmosphäre in einem separaten Raum statt. Je nachdem welche Gehirnleistung überprüft werden soll, kommen unterschiedliche Testverfahren zur Anwendung. Angewandt werden solche Testungen bei Verdacht auf demnzielle Erkrankung, Konzentrationsstörungen, Depression, nach Hirnoperationen oder beim Morbus Parkinson.